Das Borna Virus ist nach wie vor gefürchtet und immer noch nicht wirklich erforscht. Die Übertagung ist fraglich und gleichzeitig auch die Ansteckungsmöglichkeit. Das Virus setzt sich im zentralen Nervensystem (ZNS) fest und befällt das Rückenmark. Es kommt zu „Ausfallerscheinungen“ wie Steigen, plötzliches Hinfallen, Bewegungsstörungen, Depressionen, Festliegen, Koliken, Fressstörungen, Verhaltensstörungen bzw. Wesensveränderungen usw. …
Es ist ein schreckliches Bild, diese Tiere zu sehen. Schulmedizinisch gab und gibt es ein Mittel, welches im Humanbereich bei Parkinsonpatienten angewandt wird – natürlich nicht ohne Nebenwirkungen, den Beipackzettel möchte ich Euch ersparen! Pferde, die sich mit einem solch aggressiven Virus infizieren sterben oftmals nach Stunden, Wochen manchmal Monaten. Es gibt allerdings auch einige „Ausnahmen“, die, die kämpfen, kämpfen, kämpfen und es irgendwann schaffen. Der Virus allerdings bleibt latent immer im Körper, genau wie Herpes o.ä., er schlummert und bricht hoffentlich nie wieder aus!
Dies ist meine ganz persönliche Geschichte mit und ohne diesen furchtbaren Virus:
Auf einer Fahrt zu einem Kunden erblickte ich dieses eine Pferd – es war so etwas, wie Liebe auf den ersten Blick oder wie immer ihr es nennen wollt! Er ließ mich nicht mehr los und schon bald darauf war er mein 🙂 . Ich nannte ihn „Priamos“, so hieß ein für sein großes Herz und seine Stärke bekannter Sohn des Königs von Troja.
Er war noch roh und ich begann langsam und behutsam mit ihm zu arbeiten. Er war wundervoll, schon mit vier äußerst verlässlich (bis auf wenige Ausnahmen ;-), es machte unendlich viel Spaß und wir hatten ganz schnell Vertrauen zueinander.
All das sollte ein jähes Ende haben:
Vierjährig (!) erkrankte mein Wallach an Borna. Zunächst war nicht eindeutig klar, was er hatte, da die Symptomatik nicht eindeutig war. Was allerdings eindeutig war, war seine Wesensveränderung; er wurde agressiv, apathisch, stieg an der Hand außerdem hatte er Bewegungsstörungen und Koliken – es war furchtbar. Ich beschloss zu meinem Vertrauten und damaligem „Chef“ Dr. Peter Cronau nach Bochum zu fahren und ihn komplett auf den Kopf stellen zu lassen. „Priamos“ blieb für die Untersuchungen vor Ort in der Klinik. Das alleine war schon schlimm genug, aber ich musste wissen, was er hatte. Nach Tagen rief mich Peter an und bat mich nach Bochum…
Er teilte mir die Diagnose mit: BORNA VIRUS!
Gleichzeitig sagte er mir: Ich habe nicht viele Möglichkeiten ihn zu behandeln außer einem Mittel aus der Humanmedizin (welches ich oben erwähnte). Dein Pferd wird entweder in den nächsten drei Tagen oder drei Wochen sterben, wenn nicht hast Du eine Chance. Deine zweite Chance ist alles aus der alternativen Tiermedizin herauszuholen, was du hast! Peter wusste, dass ich in diesem Bereich arbeitete.
Ich brauche Euch nicht zu erklären, wie ich mich fühlte. Ich lud mein „Ein und Alles“ in den Pferdehänger und fuhr in den heimatlichen Stall – wie weiß ich nicht mehr… Da war mal eben meine kleine Pferdewelt zusammen gebrochen!
Im heimatlichen Stall informierte ich natürlich direkt die Stallbesitzer Peggy und Thomas Schönenstein vom Gestüt Aluta, denen ich heute noch dankbar für ihr damals faires Verhalten bin. Mit keinem Wort erwähnten sie, dass ich das Pferd ausstallen müsste oder sonstiges, nein, sie trösteten, waren jeden Tag mit freundlichen Worten da und hielten zu uns – nicht immer eine Selbstverständlichkeit.
Nun ging es daran, mein Pferd zu retten. Ich gab ihm erst mal die „Parkinsonmedizin“ (natürlich auch weil ich es noch nicht anders wusste und erst mal keine Ahnung hatte, was zu tun war), ich merkte aber schnell, dass sich sein „Zustand“ verschlimmerte – im Beipackzettel stehen als Nebenwirkungen u.a. alle auftretenden Symptome bei Borna! Parallel versuchte ich sein Abwehrsystem aufzubauen, zu entgiften, den Stoffwechsel in Schwung zu halten und und und – eigentlich machte ich alles, was mir gerade einfiel. Zusätzlich nahm ich Kontakt zur Hochschule Hannover auf, um mich über den Virus näher zu informieren. Hier gab es damals eine Hochschulabsolventin die ihre Dissertation über Borna geschrieben hatte. Diese arbeitete ich komplett durch, mit dem Schluss, dass noch viele Erkenntnisse zur vollständigen Erforschung des Borna fehlten, u.a. auch, ob der Mensch sich beim Tier anstecken kann. Ich musste also auch schauen, ob ich den Virus schon hatte oder nicht? Auf jeden Fall hatte ich schon einmal instinktiv richtig gehandelt, indem ich immer alles sorgfältig desinfiziert hatte.
Nun ging es daran sein Konstitutionsmittel zu finden, was alleine Tage dauerte, aber ich fand es: Phosphorus C 1000. Dieses Mittel sollte uns ab sofort ständig begleiten.
Ich habe mein Seelenpferd insgesamt sechs Jahre behandelt mit vielen Höhen und noch mehr Tiefen, vielen Tränen, viel Verzweiflung! Während dieser Zeit stand er ein Jahr in einer Herde Tag und Nacht auf der Weide in der Eifel – sozusagen in Reha 🙂 Hier wurde er zum „Wildpferd“. Auch hier möchte ich mich bei Thomas bedanken, der sich rührend um Priamos gekümmert hat und mich direkt so gut verstanden hat!
Nach diesem einen Jahr holte ich Priamos wieder zu mir. Nun begann die „Aufbauphase“, mit der ich mir extrem viel Zeit gelassen habe – ich wollte auf gar keinen Fall ein Risiko eingehen, immer als ständigen Begleiter die Angst, dass es nicht gut gehen würde.
Natürlich gab es auch viele lästernde Wegbegleiter und Belächler, die es übrigens während der ganzen Zeit gab, wenn es nach ihnen gegangen wäre, würde dieser Goldschatz nicht mehr leben. Böse Gestalten, auf die man nicht hören sollte und die man auch überhaupt nicht braucht!
Ich glaube ich muss nicht erklären, dass mein Pferd während dieser ganzen Zeit unreitbar war.
Nur der Vollständigkeit halber erwähne ich, dass ich mir dieses Pferd in einer persönlich äußerst schwierigen Situation gekauft habe, um es selber auszubilden und an Turnieren teilzunehmen. Die Diagnose traf uns wie der Blitz nach einem halben Jahr unter dem Sattel, ab diesem Tag ging es nur noch ums Überleben, alles andere war unwichtig…
Der Beginn dieser Geschichte liegt nun 15 Jahre zurück und ich kann heute sagen: ich würde es immer wieder tun! Heute – mit 19 Jahren – ist er fitter und schöner denn je, unendlich geliebt und so wundervoll zu reiten 🙂 – einfach eine Seele von Pferd!
Ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte veröffentlichen soll, da sie ja auch sehr persönlich ist, allerdings möchte ich in meinen Artikeln auch über Erkrankungen informieren…
Der hauptsächliche Grund allerdings war, dass ich Mut machen will: Gebt nicht auf! Versucht alles und lasst Euch nicht beirren und wenn ihr es schafft, ist es das Größte der Erde!